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Projekt zur Erfassung seltener und kritischer Farnpflanzen (Pteridophyta) im Böhmisch-Sächsischen Elbsandsteingebirge in Hinblick auf ihre aktuelle Verbreitung und notwendige Artenschutzmaßnahmen

Ein Projekt im Auftrag der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz, Bad Schandau      -      Finanziert vom Freistaat Sachsen      -      Durchführende Kartierer: Stefan Jeßen und Lutz Lehmann, Walter-Meusel-Stiftung Chemnitz      -      Die Erfassungs- und Überprüfungs-Exkursionen wurden unterstützt von Petr Bauer (Landschaftsschutzgebietsverwaltung Labská pískovce), Dr. Handrij Härtel (Nationalparkverwaltung Ceské Svýcarsko), Dr. Frank Müller (Institut f. Botanik, Dresden), Holm Riebe (NP-Verwaltung Sächsische Schweiz)

Das Elbsandsteingebirge ist wegen seines Farnreichtums seit jeher berühmt. Vor allem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden im Zuge der floristischen Durchforschung der zu diesem Zeitpunkt vielerorts noch weitgehend intakten Naturlandschaft bedeutende Entdeckungen gemacht, zu denen im Elbsandsteingebirge die Funde von Osmunda regalis, Phyllitis scolopendrium, Botrychium multifidum, Hymenophyllum tunbrigense oder Polystichum braunii zählen. Alle diese genannten Arten sind mittlerweile erloschen. Schließt man die Pteridophyten-Gruppen der Bärlappe und Schachtelhalme mit ein, so zählen neben den genannten Arten auch weitere Taxa, wie Lycopodiella inundata, Diphasiastrum complanatum und Equisetum ramosissimum zu den erloschenen bzw. verschollenen Arten. Was ist also heute noch übrig geblieben von diesem Reichtum, nachdem die Juwelen dieser Flora verschwunden sind?
 
Das Projekt beschäftigt sich neben der kritischen Sicht auf ältere Angaben mit einigen "neuen" Farnen, die natürlich ebenfalls bereits seit Jahrhunderten und, wie sich heraus gestellt hat, sogar seit Jahrtausenden zur Flora des Elbsandsteingebirges gehören, nur nicht erkannt oder entdeckt worden sind: Es handelt sich dabei nicht nur um übersehene Arten, sondern vor allem um schwer von anderen Arten zu unterscheidende und teilweise taxonomisch schwierige, deshalb auch in ihrer Bestimmbarkeit kritische Sippen.
 
Der Initiator des Projektes, Stefan Jeßen (Chemnitz), beschäftigt sich seit etwa 1973 insbesondere mit kritischen Formenkreisen der einheimischen Pteridophytenflora, so auch des Elbsandsteingebirges. Durch das im Jahr 2000 für eine Laufzeit von 4 Jahren zu Stande gekommene und vom Freistaat Sachsen finanzierte Projekt war es möglich, in enger Zusammenarbeit mit den deutschen und tschechischen Kollegen der Nationalpark- und Landschaftsschutzgebietsverwaltungen weitere intensive Studien zu betreiben, deren Ergebnis ein zeitgemäßer Überblick über die Farnflora des Elbsandsteingebirges darstellt.
 
Ergebnisse:
 
Zur Farn-Flora des Böhmisch-Sächsischen Elbsandsteingebirges gehören insgesamt 34 Arten, inkl. der Unterarten und Varietäten sowie Hybriden 43 Taxa. 7 dieser Arten bzw. 8 der gesamten Taxa sind bereits ausgestorben bzw. verschollen. Mit gegenwärtig 27 Arten bzw. 35 Taxa gehört das Elbsandsteingebirge noch immer zu den farnreichsten Gebieten Deutschlands. Der Schwund an Pflanzensippen ist, wie überall, sehr bedenklich und es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um das durch anthropogene Einfüsse bedingte Artensterben aufzuhalten. Insgesamt 27 der noch existenten Farn-Taxa im Elbsandsteingebirge kommt ein Rote-Liste-Status unterschiedlicher Gefährdung zu. 9 davon gelten für Sachsen als "vom Aussterben bedroht". Nach vorliegenden Ergebnissen verdienen im Untersuchungsgebiet sogar 24 noch existente Farn-Sippen einen Gefährdungsstatus und 15 davon sind als "vom Aussterben bedroht" anzusehen. Zwar befindet sich eine große Zahl der Fundorte in Nationalpark-Gebieten bzw. in Landschaftsschutzgebieten. Darüber hinaus sind jedoch gezielte Biotop- und Artenschutzmaßnahmen (entsprechende Vorschläge werden im Rahmen des Projektes gemacht) zu empfehlen. Ein Gesamtüberblick über alle im Elbsandsteingebirge vorkommenden Farn-Taxa, ihre Häufigkeit bzw. Fundpunktzahl und die entsprechenden Gefährdungskategorien findet sich in folgender Tabelle.

Publikationen:

Jessen, S. (2009): Seltene und kritische Farne (Polypodiopsida) im Böhmisch-Sächsischen Elbsandsteingebirge – aktuelle Verbreitung und notwendige Artenschutzmaßnahmen. – Ber. AG sächs. Bot., NF 20: 61-147

Jessen, S. (2013): Seltene und kritische Farne der Sächsischen Schweiz. – Sächsische-Schweiz-Initiative 30: 27-29

In den engen, schattigen Schlüchten der Böhmisch-Sächsischen Schweiz finden sich viele Arten schattenliebender Farne z. T. auf engem Raum beieinander.

Eine der seltenen, bis 1983 im Elbsandsteingebirge unentdeckt gebliebenen Farnarten ist der Blassgrüne Wurmfarn, Dryopteris expansa.

Die dickspindlige Unterart des Braunstieligen Streifenfarns, Asplenium trichomanes ssp. pachyrachis, wurde erst 1981 in der Sächsischen Schweiz nachgewiesen.

Asplenium viride, der Grünstiel-Streifenfarn, wird von manchen Botanikern als Eiszeitrelikt angesehen. Ob die Vorkommen jedoch tatsächlich aus einer kalten Klimaepoche herrühren oder auf spätere Besiedlung zurückgehen, ist noch ungewiss.

Der Gesägte Tüpfelfarn, Polypodium interjectum, ist eine wärmeliebende, in ganz Sachsen äußerst seltene Art, die im Elbsandsteingebirges nur an je einem Fundpunkt auf tschechischer und deutscher Seite auftritt.

 

© Walter-Meusel-Stiftung Chemnitz 2013