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Artenschutz:

Erhalt der Serpentinitflora Südsachsen - Besiedlung bzw. Wiederbesiedlung potenzieller Standorte
 
Der Steinbruchbetrieb bei Zöblitz im Erzgebirge führte zur Vernichtung mehrerer Hektar großer Flächen mit bedeutenden Standorten der sächsischen Serpentinitflora.

Das Auftreten von Serpentinit im Sächsischen Muldenland, Erzgebirgsvorland und Erzgebirge zwischen Zwickauer und Freiberger Mulde ist nicht nur geologisch eine Besonderheit. Vielmehr sind diese Lokalitäten auch durch eine bemerkenswerte Flora charakterisiert. Kernstück dieser "Serpentinit-Flora" sind die auf das Gestein spezialisierten Farnarten Asplenium adulterinum MILDE (Braungrüner Streifenfarn) und Asplenium cuneifolium VIV. (Keilblättriger Serpentin-Streifenfarn) sowie Hybriden, an denen sie beteiligt sind.

 

Asplenium adulterinum und Asplenium cuneifolium gelten in Deutschland wie in ganz Europa als seltene bzw. sehr seltene Arten und werden mittlerweile als "stark gefährdet", A. adulterinum in Sachsen sogar als "vom Aussterben bedroht" eingestuft (Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands, Rote Liste Farn- und Samenpflanzen Sachsen). Darüber hinaus trägt die Bundesrepublik eine besondere Verantwortung bei der Erhaltung dieser Farnarten im Weltmaßstab. Die beiden Arten kommen in Deutschland heute nur noch in den Bundesländern Bayern und Sachsen vor. Von den ursprünglich 18 sächsischen Vorkommen sind 8 bereits erloschen.

 

Nahezu alle Gebiete mit Vorkommen der genannten Arten wurden mittlerweile als FFH-Gebiete eingestuft. Im Rahmen von Artenschutzprojekten werden seit 1996 gezielte Maßnahmen zur Erhaltung der wichtigsten Standorte durchgeführt, gefährdete Individuen in Erhaltungskultur genommen und die Populationen durch vegetative und generative Vermehrungsmethoden wieder regeneriert.

 

Vor dem Hintergrund der großflächigen Vernichtung von Standorten der Serpentinitflora bei Zöblitz (ca. 16 von insgesamt ca. 23 ha fielen dem Steinbruchbetrieb seit 1990 zum Opfer) und dem Erlöschen von 8 Vorkommen in Sachsen, wurden Möglichkeiten der Besiedlung bzw. Wiederbesiedlung mittlerweile zur Verfügung stehender potenzieller Standorte diskutiert (RP Chemnitz, SMUL, damaliges RP Chemnitz, Umweltfachbereich).

 

Der östlich Zöblitz gelegene Serpentinit-Steinbruch ist heute nahezu ausgebeutet. Ursprünglich war auch ein Verfüllen des gesamten Geländes mit Reststoffen vorgesehen. Durch Verhandlungen mit dem Steinbruchbetreiber und dem Bergamt konnte jedoch erreicht werden, dass bei der Verfüllung des Bruches mehrere großflächige Abschnitte mit Serpentinit-Felsen und -geröllhalden ausgespart werden, die als Sukzessions- und Versuchsflächen für die Wiederbesiedlung mit Elementen der Serpentinitflora zur Verfügung stehen. Außerdem gelang es in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft 2003/2004 einen Großteil des noch verbliebenen Serpentinit-Bruchstein-Materiales zur Durchführung einer umfangreichen Biotopgestaltungsmaßnahme zu sichern.

 

Eine weitere Möglichkeit, Serpentinitflora wieder anzusiedeln und für die Zukunft erhalten zu können, bietet das NSG "Callenberg Nord II" im Landkreis Zwickau. Es handelt sich dabei um das Restloch eines ehemaligen Nickeltagebaues, in dem großflächig Serpentinitfels- und -geröllformationen anstehen.

 

Ein drittes Gebiet, in dem sich früher ein Vorkommen von Asplenium cuneifolium befand und dessen Wiederansiedlung wünschenswert war, ist der Rubinberg bei Greifendorf unweit Hainichen. Am NW-Abhang des Berges befindet sich ein alter Serpentinit-Steinbruch, der in Geologenkreisen wegen seiner Granatvorkommen bekannt ist. Im Jahr 2003 wurde zunächst mit Hilfe von Sporenmaterial des Vorkommens Bölhrigen eine Vermehrungskultur aufgebaut. Die Wiederansiedlung gegann 2004. Mittlerweile ist wieder eine umfangreiche und vitale Population vorhanden.

 

Die Wiederbesiedlung erfolgt in Form von Initialpflanzungen. Zur Anwendung kommen verschiedene Vermehrungs- und Ansiedlungstechniken: generative und vegetative Vermehrung, Sporen- bzw. Samenausbringung bei Blütenpflanzen, Testen einer eventuell vorliegenden permanenten Bodensporenbank. Auf den festgelegten Sukzessionsflächen wird außerdem untersucht, inwieweit und wie schnell sich die Serpentinitflora selbst ausbreitet.

 

Seit 2012 wird das Projekt unter dem Titel "Entwicklung und Erhalt der Populationen von FFH- und Rote-Liste-Arten der Bärlappe und Farne sowie ihrer Begleitgesellschaften in FFH-Lebensraumtypen in Sachsen" im Rahmen der Naturschutzrichtlinie "Natürliches Erbe" (RL NE/2007) und seit 2016 nach der Richtlinie RL NE/2014 fortgeführt.

 

Faltblatt 2014:

 

 

 

 

Für den Inhalt der vorliegenden Publikation ist verantwortlich:

 

© Walter-Meusel-Stiftung Chemnitz 2019

Asplenium adulterinum und Asplenium cuneifolium auf einer Geröllhalde bei Zöblitz-Ansprung.
Der Serpentinit im Abbaugebiet Zöblitz ist nahezu ausgebeutet. Doch gelang es Ende 2003 über Fördermittel des Freistaates Sachsen den noch vorhandenen Rest an Serpentinitgestein zu erwerben und im Rahmen einer Biotopgestaltungsmaßnahme großflächig zu verwenden.
Im Rahmen der Biotopgestaltungsmaßnahme entstanden umfangreiche neue Geröllhalden, Fels- und Felsrasenbiotope.
Durch generative Vermehrung der Farnarten in den Anlagen des Arktisch-Alpinen-Gartens Chemnitz wird Pflanzenmaterial zur Neu- bzw. Wiederbesiedlung potenzieller Standorte auf Serpentinit-Geröllhalden herangezogen.
Frisch getopfte Pflanzen des Katzenpfötchens (Antennaria dioica), auf vegetativem Wege über Stecklinge vermehrt.
Das NSG "Callenberg Nord II" bietet mit seinen ausgedehnten Serpentinit-Geröllhalden potenzielle Standorte für die sächsische Serpentinitflora.
Durch Ansiedlung etablierte Individuen von Asplenium cuneifolium im NSG "Callenberg Nord II" .