Das Elbsandsteingebirge ist wegen seines
Farnreichtums seit jeher berühmt. Vor allem Ende des 19. und
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden im Zuge der floristischen
Durchforschung der zu diesem Zeitpunkt vielerorts noch weitgehend
intakten Naturlandschaft bedeutende Entdeckungen gemacht, zu denen
im Elbsandsteingebirge die Funde von Osmunda
regalis, Phyllitis
scolopendrium, Botrychium multifidum, Hymenophyllum tunbrigense oder Polystichum braunii zählen. Alle diese genannten Arten sind
mittlerweile erloschen. Schließt man die Pteridophyten-Gruppen
der Bärlappe und Schachtelhalme mit ein, so zählen neben den
genannten Arten auch weitere Taxa, wie Lycopodiella inundata,
Diphasiastrum complanatum und Equisetum ramosissimum
zu den erloschenen bzw. verschollenen Arten. Was ist also heute
noch übrig geblieben von diesem Reichtum, nachdem die Juwelen
dieser Flora verschwunden sind?
Das Projekt beschäftigt sich neben der
kritischen Sicht auf ältere Angaben mit einigen "neuen"
Farnen, die natürlich ebenfalls bereits seit Jahrhunderten und,
wie sich heraus gestellt hat, sogar seit Jahrtausenden zur Flora
des Elbsandsteingebirges gehören, nur nicht erkannt oder entdeckt
worden sind: Es handelt sich dabei nicht nur um übersehene Arten,
sondern vor allem um schwer von anderen Arten zu unterscheidende
und teilweise taxonomisch schwierige, deshalb auch in ihrer
Bestimmbarkeit kritische Sippen.
Der Initiator des Projektes, Stefan Jeßen (Chemnitz), beschäftigt sich
seit etwa 1973 insbesondere mit kritischen Formenkreisen der
einheimischen Pteridophytenflora, so auch des
Elbsandsteingebirges. Durch das im Jahr 2000 für eine Laufzeit
von 4 Jahren zu Stande gekommene und vom Freistaat Sachsen
finanzierte Projekt war es möglich, in enger Zusammenarbeit mit
den deutschen und tschechischen Kollegen der Nationalpark- und
Landschaftsschutzgebietsverwaltungen weitere intensive Studien zu
betreiben, deren Ergebnis ein zeitgemäßer Überblick über die
Farnflora des Elbsandsteingebirges darstellt.
Ergebnisse:
Zur Farn-Flora des Böhmisch-Sächsischen
Elbsandsteingebirges gehören insgesamt 34 Arten, inkl. der
Unterarten und Varietäten sowie Hybriden 43 Taxa. 7 dieser Arten
bzw. 8 der gesamten Taxa sind bereits ausgestorben bzw.
verschollen. Mit gegenwärtig 27 Arten bzw. 35 Taxa gehört das
Elbsandsteingebirge noch immer zu den farnreichsten Gebieten
Deutschlands. Der Schwund an Pflanzensippen ist, wie überall,
sehr bedenklich und es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um das
durch anthropogene Einfüsse bedingte Artensterben aufzuhalten.
Insgesamt 27 der noch existenten Farn-Taxa im Elbsandsteingebirge
kommt ein Rote-Liste-Status unterschiedlicher Gefährdung zu. 9
davon gelten für Sachsen als "vom Aussterben bedroht".
Nach vorliegenden Ergebnissen verdienen im Untersuchungsgebiet
sogar 24 noch existente Farn-Sippen einen Gefährdungsstatus und 15
davon sind als "vom Aussterben bedroht" anzusehen. Zwar
befindet sich eine große Zahl der Fundorte in
Nationalpark-Gebieten bzw. in Landschaftsschutzgebieten. Darüber
hinaus sind jedoch gezielte Biotop- und Artenschutzmaßnahmen (entsprechende
Vorschläge werden im Rahmen des Projektes gemacht) zu empfehlen.
Ein Gesamtüberblick über alle im Elbsandsteingebirge
vorkommenden Farn-Taxa, ihre Häufigkeit bzw. Fundpunktzahl und
die entsprechenden Gefährdungskategorien findet sich in folgender
Tabelle.
Publikationen:
Jessen,
S. (2009): Seltene und kritische Farne (Polypodiopsida) im
Böhmisch-Sächsischen Elbsandsteingebirge – aktuelle Verbreitung und
notwendige Artenschutzmaßnahmen. – Ber. AG sächs. Bot., NF 20:
61-147
Jessen,
S. (2013): Seltene und kritische Farne der Sächsischen Schweiz.
– Sächsische-Schweiz-Initiative 30: 27-29